Smart TVs haben sich längst vom einfachen Fernsehgerät zum multimedialen Unterhaltungszentrum entwickelt. Mit ihrer Vielzahl an Apps für Netflix, YouTube, Amazon Prime Video und Gaming bieten Samsung, LG, Sony und Philips nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Doch genau hier lauert eine Falle, die viele Nutzer übersehen: die automatischen App-Updates. Was auf den ersten Blick praktisch erscheint, kann schnell zum Albtraum werden und das gewohnte TV-Erlebnis erheblich beeinträchtigen.
Warum automatische Updates zur Stolperfalle werden
Die meisten Smart TV-Hersteller wie Samsung mit ihren QLED-Modellen oder LG mit webOS aktivieren automatische App-Updates standardmäßig, um vermeintlich für Sicherheit und Aktualität zu sorgen. In der Praxis entstehen dadurch jedoch oft mehr Probleme als Lösungen. Ein typisches Szenario: Sie starten abends entspannt Ihre Lieblings-Streaming-App und werden plötzlich von einer völlig veränderten Benutzeroberfläche begrüßt, die nicht nur ungewohnt aussieht, sondern auch deutlich langsamer läuft als zuvor.
Besonders ärgerlich wird es, wenn bewährte Funktionen verschwinden oder neue Features eingeführt werden, die niemand benötigt. Samsung-Kunden berichten beispielsweise konkret von Bildqualitätsproblemen nach Updates bei den Q90R, MU7000 und M-Serie Modellen. Solche Änderungen lassen sich nicht rückgängig machen, wenn das Update bereits automatisch installiert wurde.
Performance-Probleme durch unpassende Updates
Ein häufig übersehener Aspekt sind die unterschiedlichen Hardware-Generationen bei Smart TVs. Während neuere 4K-Modelle mit ausreichend RAM und schnellen Prozessoren meist genügend Rechenleistung besitzen, kämpfen ältere Android TV oder Tizen-Geräte oft mit aktuellen App-Versionen. Die Entwickler optimieren ihre Software primär für moderne Hardware, wodurch ältere Smart TVs buchstäblich abgehängt werden.
Diese Performance-Einbußen zeigen sich in verschiedenen Bereichen: Verlängerte Ladezeiten beim App-Start gehören zu den häufigsten Problemen, gefolgt von ruckelnder Videowiedergabe, häufigen App-Abstürzen, verzögerter Reaktion auf Fernbedienungseingaben und erhöhtem Stromverbrauch durch ineffiziente Programmierung. Diese Probleme treten besonders bei älteren Smart TV-Modellen auf, da Updates oft für neuere Hardware optimiert werden, ohne die Kompatibilität mit älteren Geräten ausreichend zu berücksichtigen.
So deaktivieren Sie automatische Updates richtig
Samsung Smart TVs mit Tizen
Bei Samsung-Geräten navigieren Sie über die Einstellungen zum Menüpunkt Support und wählen Software-Update. Hier finden Sie die Option Automatisches Update, die Sie deaktivieren können. Zusätzlich sollten Sie unter Apps in den App-Einstellungen die automatische Aktualisierung einzelner Anwendungen abstellen. Diese Methode wird von Samsung selbst als Lösung für Update-Probleme empfohlen und funktioniert zuverlässig bei den meisten QLED und Crystal UHD-Modellen.
LG Smart TVs mit webOS
LG-Nutzer öffnen die Einstellungen und navigieren zu Allgemein > Über dieses TV > Updates. Deaktivieren Sie sowohl Automatische Updates zulassen als auch App Auto Update. Für einzelne Apps können Sie dies zusätzlich im LG Content Store unter Meine Apps > Update-Einstellungen anpassen. Beachten Sie jedoch, dass einige LG OLED-Nutzer berichten, dass sich ihre Geräte trotz Deaktivierung gelegentlich automatisch aktualisiert haben.
Sony Android TV und Google TV
Bei Sony-Geräten mit Android TV gehen Sie zu Einstellungen > Geräteinstellungen > Über > Systemupdate und deaktivieren Automatische Systemupdates. Für Apps navigieren Sie zu Apps > Weitere Einstellungen > Auto-Update von Apps und wählen Nicht automatisch aktualisieren. Diese Einstellung gilt für alle Sony Bravia-Modelle mit Google-Integration.

Philips Smart TVs
Philips-Nutzer finden die entsprechenden Optionen unter Einstellungen > Update-Software > Automatisches Software-Update. Stellen Sie dies auf Aus. Bei Android-basierten Philips-Modellen folgen Sie zusätzlich dem Android TV-Verfahren für App-Updates.
Die Kunst des selektiven Aktualisierens
Nach der Deaktivierung automatischer Updates übernehmen Sie die Kontrolle über Ihre Smart TV-Software. Bevor Sie ein Update für Disney Plus, HBO Max oder andere Streaming-Apps installieren, sollten Sie strategisch vorgehen. Prüfen Sie zunächst die Bewertungen im jeweiligen App Store Ihres Herstellers. Besonders aufschlussreich sind dabei die negativen Bewertungen, da diese oft konkrete Probleme und Bugs beschreiben.
Recherchieren Sie zusätzlich in Technik-Foren wie Reddit oder auf Social Media-Plattformen. Nutzer teilen dort häufig ihre Erfahrungen mit neuen App-Versionen und warnen vor problematischen Updates. Ein kurzer Blick kann Sie vor stundenlanger Frustration bewahren. Gerade bei beliebten Apps wie YouTube, Netflix oder Spotify gibt es meist zahlreiche Nutzermeinungen zu neuen Versionen.
Wann Updates dennoch sinnvoll sind
Nicht alle Updates sind schlecht – manche bringen tatsächlich wertvolle Verbesserungen oder beheben kritische Sicherheitslücken. Aktualisieren Sie bei Sicherheitsupdates mit explizit benannten Patches, Behebung von Bugs die Sie persönlich betreffen, neuen Features die Sie tatsächlich nutzen möchten und Kompatibilitätsupdates für neue Inhaltsformate wie Dolby Vision oder HDR10+.
- Sicherheitsupdates mit explizit benannten Patches
- Behebung von Bugs, die Sie persönlich betreffen
- Neue Features, die Sie tatsächlich nutzen möchten
- Kompatibilitätsupdates für neue Inhaltsformate
Lesen Sie immer die Changelog-Informationen, bevor Sie ein Update installieren. Seriöse Entwickler von Apps wie Plex, Spotify oder VLC listen detailliert auf, welche Änderungen vorgenommen wurden. Diese Transparenz ist ein gutes Zeichen für die Qualität des Updates.
Alternative Lösungsansätze für verbessertes TV-Erlebnis
Falls Ihr Smart TV trotz deaktivierter Updates langsam wird oder Apps häufig abstürzen, gibt es elegante Alternativen. Externe Streaming-Geräte wie Amazon Fire TV Stick, Chromecast mit Google TV oder Apple TV 4K bieten oft eine bessere Performance und regelmäßigere, qualitativ hochwertigere Updates als die integrierten Smart TV-Systeme.
Diese Geräte kosten meist unter 100 Euro, werden jedoch von spezialisierten Teams bei Amazon, Google oder Apple entwickelt und optimiert. Dadurch erhalten Sie nicht nur bessere Performance, sondern auch Zugang zu einem breiteren App-Angebot und schnelleren Updates für neue Streaming-Dienste wie Paramount Plus oder Discovery Plus.
Ein weiterer Vorteil: Bei Problemen können Sie einfach das externe Gerät austauschen, anstatt den gesamten Fernseher ersetzen zu müssen. Besonders bei älteren Smart TVs von 2018 oder 2019 kann diese Lösung das Gerät um Jahre verlängern und deutlich mehr Komfort bieten als die ursprünglich integrierten Apps. Die Nvidia Shield TV Pro gilt dabei als Goldstandard für anspruchsvolle Nutzer.
Die Kontrolle über App-Updates zu übernehmen mag zunächst nach zusätzlichem Aufwand aussehen, zahlt sich jedoch durch ein stabileres und vorhersehbareres TV-Erlebnis aus. Ihre Lieblings-Streaming-Apps bleiben so funktionsfähig, und Sie entscheiden selbst, wann und ob Neuerungen willkommen sind. Gerade in Zeiten, in denen Smart TVs immer komplexer werden, ist diese Kontrolle Gold wert.
Inhaltsverzeichnis
